Lepra gibt es noch? JA!
Obwohl die Krankheit als eine der Ältesten der Welt gilt, konnte die Lepra bis heute nicht ausgerottet werden. Warum Lepra auch heute noch ein Problem ist und was wir dagegen tun, erfahren Sie hier.
Das macht Lepra zum Problem:
Oft sind Menschen betroffen, die in schwer erreichbaren Regionen wohnen, wo der nächste Arzt oder das nächste Krankenhaus weit entfernt sind.
Weil sie Angst vor Ausgrenzung haben, gehen viele Menschen lange nicht zum Arzt und verheimlichen ihre Krankheit stattdessen. Wenn sie dann behandelt werden, haben Viele schon schwere Behinderungen.
Der Ausbruch der Krankheit erfolgt oft erst nach vielen Monaten oder Jahren.
So können wir Lepra beenden:
Wir suchen Fälle intensiv durch Kontaktnachverfolgung und flächendeckende Untersuchungen.
Wir bringen die notwendigen Medikamente auch in entlegene Gebiete.
Wir klären über Lepra auf und wirken so gegen Vorurteile und Mythen.
So können Sie helfen
ermöglichen einmal jährlich die Durchführung eines Skin-Camps (Hautuntersuchungen) mit jeweils ca. 200 Teilnehmenden.
versorgen eine binnengeflüchtete Familie mit Grundnahrungsmitteln für einen Monat.
Was ist Lepra?
Lepra ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die Haut und das Nervensystem befällt. Ausgelöst wird sie durch das Bakterium Mycobacterium leprae, das bereits 1873 vom norwegischen Arzt Gerhard Armauer Hansen entdeckt wurde. Bisher ist es allerdings nicht gelungen, den Erreger in Laborkulturen zu züchten oder einen wirksamen Impfstoff gegen Lepra zu entwickeln. Die Inkubationszeit der Lepra-Infektion beträgt durchschnittlich drei bis vier Jahre, kann aber in manchen Fällen bis zu 30 Jahre dauern. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt Lepra zu den 20 vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs), die vor allem in Entwicklungsländern vorkommen.
Wie wird Lepra übertragen?
Obwohl Lepra zu den ältesten bekannten Krankheiten gehört, ist der genaue Übertragungsweg noch nicht vollständig erforscht, und es besteht weiterhin dringender Forschungsbedarf. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Lepra als eine durch Tröpfchen übertragene Infektion ein. Allerdings ist ein längerer, enger Kontakt zu einer infizierten Person notwendig, um sich anzustecken – eine bloße Berührung führt nicht zu einer Infektion.
Welche Faktoren begünstigen eine Lepra-Infektion?
Faktoren wie dauerhafter Stress, Mangelernährung, schlechte Hygieneverhältnisse, beengte Wohnsituationen und verunreinigtes Trinkwasser tragen dazu bei, das Immunsystem zu schwächen und das Risiko einer Lepra-Infektion zu erhöhen. Daher gilt Lepra als armutsassoziierte Krankheit, die besonders in Entwicklungsländern und Regionen des Globalen Südens auftritt. Früher war Lepra auch in Europa verbreitet, verschwand jedoch mit der Verbesserung der Lebensbedingungen, was zeigt, dass sie eng mit Armut und sozialen Determinanten zusammenhängt.
Wie sieht das Krankheitsbild aus?
Im Frühstadium der Lepra-Infektion erscheinen sichtbare Hautflecken, weshalb die Krankheit oft mit anderen Hautkrankheiten verwechselt wird. Im weiteren Verlauf bilden sich Beulen und Knoten auf der Haut, und es kommt zu Nervenschäden. Dies führt dazu, dass Betroffene das Schmerzempfinden in Händen und Füßen verlieren. Verletzungen oder Verbrennungen bleiben dadurch häufig unbemerkt und können zu Entzündungen, chronischen Geschwüren, Behinderungen oder sogar dem Verlust von Gliedmaßen führen, was oft die Erwerbsfähigkeit einschränkt, wenn die Krankheit unbehandelt bleibt.
Wie wird Lepra diagnostiziert?
Die Diagnose von Lepra nach Ausbruch der Krankheit lässt sich mit einfachen Methoden, wie zum Beispiel einem Stifttest, durchführen: Spüren Betroffene mit geschlossenen Augen keine leichte Berührung auf einem betroffenen Hautareal, liegt der Verdacht auf eine Lepra-Infektion nahe. Die Diagnose einer Lepra-Infektion vor dem Auftreten von Symptomen gestaltet sich jedoch deutlich schwieriger, und Forschungen zu geeigneten Testverfahren laufen derzeit. Angesichts der langen Inkubationszeit von bis zu 20 Jahren wäre die Identifizierung sogenannter latenter Lepra-Infektionen ein entscheidender Fortschritt im Kampf gegen die Krankheit. Denn infizierte Personen können den Erreger unbewusst weiterverbreiten, bevor sie selbst Symptome bemerken.
Ist Lepra heilbar?
Seit 1982 steht eine wirksame Kombinationstherapie gegen Lepra zur Verfügung, die sogenannte Multidrug-Therapie (MDT). Diese Therapie setzt auf eine Mischung der Antibiotika Rifampicin, Dapson und Clofazimin und wurde unter Mitwirkung der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe im Forschungszentrum Borstel entwickelt. Nach erfolgreichen Tests auf Malta wurde die MDT 1983 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als weltweiter Behandlungsstandard eingeführt. Die Therapie dauert in der Regel sechs bis zwölf Monate und führt bei allen Lepra-Patient:innen zur vollständigen Heilung.
Warum gibt es Lepra immer noch?
Menschen, die von Lepra betroffen sind, erleben auch heute noch Ausgrenzung und werden in einigen Ländern sogar gesetzlich diskriminiert. Diese Stigmatisierung hat oft religiöse oder kulturelle Ursachen – im Mittelalter wurde Lepra beispielsweise als ‘Strafe Gottes’ betrachtet. Die tief verwurzelte Angst vor der Krankheit, die schwere körperliche Entstellungen verursachen kann, führt dazu, dass viele Betroffene ihre Infektion verschweigen. Dies führt zu einer verspäteten oder gar nicht stattfindenden Behandlung, was irreparable Behinderungen zur Folge haben kann.
Zusätzlich haben viele Lepra-Patient:innen keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, entweder aufgrund von Behinderungen durch die Krankheit oder aufgrund fehlender Gesundheitsinfrastrukturen. Auch das mangelnde Wissen über Lepra bei medizinischen Fachkräften ist ein globales Problem, das zu einer verspäteten Diagnose und Behandlung führt. Deshalb sind Aufklärungsarbeit, die gezielte Suche nach Lepra-Fällen in abgelegenen Gebieten und die Ausbildung von Gesundheitspersonal zentrale Maßnahmen der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe im Kampf gegen Lepra.
Kann man sich vor Lepra schützen?
Durch eine 2016 durchgeführte Studie, die unter anderem von der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe unterstützt wurde, konnte nachgewiesen werden, dass die einmalige Gabe des Antibiotikums Rifampicin an Personen, die engen Kontakt zu Lepra-Patient:innen hatten, eine Ansteckung verhindern kann. Seit 2017 empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diese sogenannte Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) unter bestimmten festgelegten Bedingungen.
Im Jahr 2019 startete die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe in Zusammenarbeit mit der niederländischen Leprahilfe NLR, nationalen Gesundheitsprogrammen und der Erasmus-Universität in Rotterdam ein weiteres Forschungsprojekt. Ziel dieses Projekts ist es, herauszufinden, wie die einmalige Gabe von Rifampicin als standardisierte Prophylaxe in die nationalen Gesundheitsprogramme integriert werden kann.
Wie viele Menschen sind aktuell von Lepra betroffen?
Dank einer auch von der DAHW mitfinanzierten Studie konnte 2016 bewiesen werden, dass durch die Einmalgabe des Antibiotikums Rifampicin an Kontaktpersonen von Lepra-Patient:innen die Ansteckung verhindert werden kann. Seit 2017 empfiehlt die WHO diese sog. Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) unter Berücksichtigung festgelegter Kriterien.
2019 startete die DAHW gemeinsam mit der niederländischen Leprahilfe NLR, den jeweiligen Nationalen Gesundheitsprogrammen und der Erasmus-Universität in Rotterdam ein weiteres Forschungsprojekt, um herauszufinden, wie diese Einmalgabe an Kontaktpersonen als standardisierte Prophylaxe-Maßnahme in nationalen Gesundheitsprogrammen eingeführt werden kann.
Wo genau ist Lepra verbreitet?
Rund 95 Prozent aller neu diagnostizierten Leprafälle treten in Ländern des Globalen Südens auf. Im Jahr 2019 führten Indien mit 114.451 Neuerkrankungen und Brasilien mit 27.863 Fällen erneut die Statistik an. Besonders bemerkenswert ist, dass die Zahl der Leprafälle in Brasilien sogar gestiegen ist. Trotz dieser hohen Fallzahlen gilt Lepra nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) – maximal 1 Fall pro 10.000 Einwohner*innen – in Indien offiziell als eliminiert, was jedoch durch die hohe Bevölkerungsdichte relativiert wird.
Es ist jedoch wichtig, die WHO-Statistiken mit Vorsicht zu betrachten, da die tatsächlichen Fallzahlen möglicherweise viel höher sind. Viele von Lepra betroffene Personen verstecken ihre Krankheit aufgrund der Stigmatisierung, was die Erfassung erschwert. Darüber hinaus halten einige Regierungen nationale Statistiken geheim oder führen keine zuverlässigen Register, um das Image des Landes zu schützen, da Lepra oft mit Armut assoziiert wird. Fehlende Kontrollprogramme und unzureichende Infrastrukturen tragen ebenfalls dazu bei, dass viele Fälle nicht erfasst werden.
Wenden Sie sich gern an mich:
Astrid Dülk
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